Das Landespolizeiorchester Baden-Württemberg spielt im Lutherhaus zu Ehren des verstorbenen Polizisten Rouven Laur. Das Konzert ist ein Fest der Sinne und der Solidarität, gepaart mit unerwarteten emotionalen Momenten.
Schwetzinger Zeitung, 24.06.2024 von Marco Montalbano
Es ist ein Ereignis, über das der Schock in der Bevölkerung noch tief sitzt: der grausame Messerangriff auf den daran verstorbenen Polizisten Rouven Laur. Ihm zu Ehren spielte nun das Landespolizeiorchester Baden-Württemberg (LPO) unter der Leitung von Professor Stefan R. Halder am Freitag im Lutherhaus.
Angesichts der verstörenden Gewalttat hatte der Lions Club Schwetzingen (LC) beschlossen, die Einnahmen der Polizeistiftung BW und damit den Polizisten der Region zugutekommen zu lassen und um weitere Spenden zu bitten.
Das LPO begeisterte das Publikum mit höchster musikalischer Qualität und Stücken aus dem Bereich Sinfonik, Big Band und Latin. So wurde der Abend, dem auch der erste Schwetzinger Bürgermeister Matthias Steffan in Vertretung des Schirmherrn Oberbürgermeister Dr. René Pöltl, der CDU-Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des Blasmusikverbandes Rhein-Neckar, Andreas Sturm, und zahlreiche Stadtratsmitglieder beiwohnten, zu einem Fest der Sinne und einer Achterbahn der Gefühle. Denn ein vorher nicht angekündigtes Stück rührte alle Anwesenden zu Tränen.
Benefizkonzert in Schwetzingen zu Ehren des getöteten Polizisten
Bürgermeister Steffan und der amtierende LC-Präsident Walter Büttner stellten es bei ihrer herzlichen Begrüßung klar: Die Unterstützung und Solidarität gegenüber der gesamten „Blaulichtfamilie“, die für Recht und Ordnung stehe, sei genauso wichtig wie der Respekt. Beide begrüßten den Auftritt des LPO sehr und bedankten sich beim Orchester und dem Publikum.
Im ersten Teil des Konzerts ging es musikalisch in die USA. Doch was nach dem Stück „Second Suite for Band“ von Komponist Alfred Reed kam, stand nicht im Programm. Nach einem schwungvollen Auftakt erlebte das Publikum „Share my Yoke“ (sinngemäß „Teile meine Bürde“) der Komponistin Joy Webb mit dem Trompeter Bennoit Maurer als Solisten. Spürbar lag große Rührung im Raum, sodass danach nicht nur Leiter Professor Halder seine Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. In Gedenken an Rouven verharrten die Menschen noch Minuten lang in Stille. Der Leiter dankte und kommentierte: „Musik sagt mehr als 1000 Worte.“
Dirigent des Landespolizeiorchester ist in Schwetzingen kaum zu bremsen
Danach gab es zahlreiche Highlights, wie das „Clarinet Concert“ von Artie Shaw, bei dem Klarinettist Vasyl Riabitskyi brillierte (einer von drei Ukrainern im Ensemble) oder der „Bruch“ nach der Traurigkeit mit „Blue Shades“ von Frank Ticheli, bei der zuerst eher chaotisch für sich spielende Instrumente letztendlich in einem fulminanten Finale im Big- Band-Ensemble harmonisch verschmelzen. Auch ein temporeicher Marsch von John Philipp Sousa durfte nicht fehlen. Professor Halder gab zahlreiche Erläuterungen und meinte launig: „Wir haben dieses Jahr wieder 120 Termine in ganz Baden-Württemberg und sind sozusagen die ‚Band of the Länd‘.“
Nach der Pause ging es südamerikanisch weiter. Der Dirigent schien dabei kaum zu bremsen, der stets mit großem Körpereinsatz die Musik auch sichtbar lebte und damit das Publikum erfolgreich animierte, den Rhythmus mit zu klatschen und zuletzt auch stehend auf ihren Plätzen mit zu swingen. Neben „El Camino Real“ von Alfred Reed spielten sie unter anderem auch den weltbekannten Klassiker „El Cumbanchero“ von Rafael Hernandez. Auch im zweiten Teil punktete das LPO mit einer nicht angekündigten Überraschung: einer Suite des kolumbianischen Komponisten Victoriano Valencia Rincon, zu der Halder meinte: „Das ist Lebensfreude pur.“ Klar war auch, dass das Publikum das LPO nicht ohne Zugabe von der Bühne lassen würde. So spielte es noch einen Marsch, der plötzlich in das Badnerlied überging, bei dem alle im fast komplett besetzten Saal von ihren Sitzen sprangen und mitsangen.
Begehrtes Orchester begeistert Besucher bei Konzert im Lutherhaus
Besucherin Elisabeth Riedinger aus Schwetzingen zeigte sich gerührt und begeistert: „Es war einfach nur schön. Als ich die Vorankündigung in Ihrer Zeitung las, war mir klar, dass ich teilnehmen musste.“ Seit jeher begeistere sie live gespielte klassische und Orchestermusik, aber seit diesem Abend habe sie Big- Band-Musik noch mehr auf dem Schirm.
Andreas Sturm meinte: „Zu einem Auftritt des LPO muss man einfach kommen. Mich freut der große Zuspruch.“ Walter Büttner vom LC erläuterte: „Der Auftritt des LPO stand seit Jahren fest. Das Orchester ist so begehrt, dass man früh buchen muss. Als einer meiner Vorgänger sie zum ersten Mal hörte, war er von der Vielfalt überrascht und von der Qualität begeistert.“