Humoristischer Abend für guten Zweck
Lutherhaus: Beim Kleinkunstabend des Lions-Club Schwetzingen begeistert nicht nur Django Asül die Besucher – auch die Spendensumme von 15 000 Euro
BEIM KLEINKUNSTABEND IM LUTHERHAUS BRILLIERT DJANGO ASÜL MIT SEINEM NEUEN PROGRAMM „AM ENDE VORN“.
Von Stefan Kern
Um es gleich vorweg zu nehmen. Für den Mann auf der Bühne im Lutherhaus galt: er kam, sprach und siegte. Und das lag nicht nur daran, dass er die kurfürstliche Residenz in der Krone aus deutschen Städten zum Juwel erkor. Was für einen Düsseldorfer Mallorca sei, sei für einen Niederbayer, wie ihn, Schwetzingen. Oder noch deutlicher, was für einen Münchner der Chiemsee sei, ist für die Heidelberger Schwetzingen.
Es waren Einschätzungen des legendären Kabarettisten Django Asül, die im voll besetzten Lutherhaus bejubelt wurden. Aber auch die anderen Themen seines nagelneuen Programms „Am Ende vorn“, rund um Schwarmintelligenz, den Ötzi, Fußball, Ernährung, Generation Z, Krypto-Geld, die Tik-Tok-Strategie Chinas, die Ampel oder das eigentliche Problem mit Russland kamen beim Publikum unüberhörbar gut an.
Die in der Pause zu hörenden Kritiken des Publikums fanden sich alle auf der Ebene des Superlativs. Die Einschätzungen reichten von „schlicht genial“ über „großartig“ bis „außergewöhnlich“. Und sie lagen damit richtig. Es ist nicht neu, aber der Kabarettist aus Niederbayern mit türkischen Wurzeln hat seinen Status als hellleuchtender Fixstern am Kabarettisten-Himmel einmal mehr fulminant bestätigt.
Engagement für andere
Zu anfangs übernahm der derzeitige Präsident der Lions-Club Schwetzingen, Walter Büttner, das Zepter auf der Bühne und begrüßte die Gästeschar zum alljährlichen Kleinkunstabend, den die Lions einmal im Jahr für einen guten Zweck veranstalten. Dieser Zweck, so der Mann, sei der eigentliche Grund für diesen Abend und mindestens so wichtig, wie das eigentliche Ereignis. Stolz berichtete Büttner davon, dass 15 000 Euro zusammengekommen seien. Empfänger sind der Förderverein der Comeniusschule, der Tafelladen „Appel+ Ei“, die Musikschule Schwetzingen, der Musikverein Oftersheim und die Nachbarschaftshilfen Schwetzingens sowie der umliegenden Gemeinden. „Wegen ihnen machen wir das alles.“ Ihre Arbeit für die ökonomisch Schwächeren, so Büttner weiter, sei für den gesellschaftlichen Zusammenhalt absolut existenziell. Und, dass man die Unterstützung von so etwas wichtigem mit so etwas Schönem, wie diesem Kleinkunstabend mit Django Asül verknüpfen könne, sei ein Glücksfall. Ein Glücksfall, der für viel gute Laune sorgte.
Nach seiner Hymne auf Schwetzingen, inklusive einer sehr eigenen Geschichtsschreibung, so seien die Verwüstungen der Schweden in Schwetzingen während des 30-jährigen Krieges dafür verantwortlich, dass es bis heute hier keinen IKEA gebe, wandte er sich seinem äußerst farbenfrohen thematischen Blumenstrauß zu. Auffallend, die gelungen Übergänge von der Schwarmintelligenz auf Frauen, die mehr verstünden, zum Thema Migration auf dem Rücken vom Ötzi bis zum Schneeballsystem ohne Schnee. Für Asül ist die Schwarmintelligenz durchaus ein Parameter für erfolgreiches Handeln. Definiert ist sie für Asül mit der Formel, „jeder für sich, den anderen aber immer im Blick“. Wenn man dann noch versucht nicht jedes Wort des Anderen auf die Goldwaage zu legen, sei in Sachen Zivilität schon viel erreicht. Für Entspannung könnte auch sorgen, dass das mit der Migration nicht so neu ist. Vor kurzem sei entdeckt worden, dass der Ötzi, gestorben irgendwann zwischen 3258 und 3289 vor Christus, dunklere Haut als erwartet gehabt habe. Er hatte wohl Vorfahren aus dem Nahen Osten. Und was schließt der Niederbayer mit anatolischen Wurzeln daraus: „Nur weil man von irgendwo herkommt, heißt das nicht, dass man von da kommt“.
Fußball-WM und Kryptowährungen
Weiter ging es von da dann zur Fußball-Weltmeisterschaft 1974, während der die Mannschaft der BRD gegen die Mannschaft der DDR verloren habe, um nicht in die Todesgruppe mit Brasilien und den Niederlanden zu kommen und Frauen, die sich für einen Mann entscheiden müssten, obwohl sie wüssten, dass 83 Prozent Vollpfosten seien. Hier würde sich auch die Flexibilität in schönstem Licht zeigen. Alle Menschen machten einen Plan A, der klappe aber nie, deswegen sei der Plan B so wichtig. Was das sei, zeige sich erneut an den Frauen. „Denken sie daran, was Frauen sehen, wenn sie morgens aufwachen, das ist der Plan B.“
Asül führte sein Publikum in den zwei Stunden dann noch in die Welt der Kryptowährungen, deren wichtigstes Fundament im Wissen besteht, dass man nur dann doof sein dürfe, wenn viele andere noch blöder seien. Für China gebe es zwei Möglichkeiten des Aufstiegs: die eigene Jugend stärken und die europäische Jugend schwächen. Letzteres erkläre das Tik-Tok-Phänomen. Und das Problem mit Russland fuße auf der Alkoholabstinenz Putins. Jelzin sei stets mindestens angeheitert gewesen und Russland war nie eine Gefahr. „Es wird also gefährlich, wenn man die Dinge nüchtern betrachtet.“ Wenn man dann noch glaube, der Größte und besser als der Schwarm zu sein, sei die Katastrophe programmiert. Es war ein richtig lustiger Abend. Und ein sehr gedankenvoller. Kurz gesagt, Kabarett in seiner besten Form.
Nach dem Kleinkunst-Abend ist vor dem Benefizkonzert
Wie die Überschrift erahnen lässt, arbeiten die Lions und Leos bereits an der nächsten Veranstaltung, dem Benefizkonzert mit dem Landespolizeiorchester Baden-Württemberg am 21. Juni 2024.